Entwicklung von autonomen Softwaresystemen
In der Software-Entwicklung stellen führende Anbieter ihre Infrastruktur zur Verfügung, um die Entwickler frühzeitig an ihre Unternehmensgruppe und die damit verbundenen Produkte zu binden.
Amazon, Google, IBM, Intel, Nvidia, Apple und Microsoft gehören mit zu den bekanntesten Vertretern. Wie und auf welchen Grundlagen in diesen Umgebungen entwickelt wird, bleibt dabei unberücksichtigt. Im Fokus bei dem Kampf um die Entwickler-Teams stehen zeitnahe Lösungen, „to get things done“. Das eine System setzt dabei auf das andere System auf.
Oft, wie z.B. bei IBM‘s Watson, überblicken selbst die Entwickler ihr System nicht mehr, und die Marketingabteilung fängt an mit der „Black Box“ zu kokettieren.
Alle Systeme haben eines gemeinsam, sie versuchen Module zur Verfügung zu stellen, die schnelle Ergebnisse herbeiführen sollen.
Etwas drastischer ausgedrückt, ist dabei der Anwender der Herr und das System der Knecht.
Einen Stein hat es nicht gestört, wenn der Mensch ihn als Werkzeug gebraucht hat. Im Laufe der Jahrhunderte fingen die Meister sogar an, ihre Werkzeuge sehr gut zu behandeln. Ein Künstler begab sich in eine tiefe Beziehung mit seinem Instrument, um ihm die schönsten Töne entlocken zu können.
Dabei ging er natürlich auch auf die Bedürfnisse seines Werkzeuges/Instrumentes ein. Es entstand eine schon fast als freundschaftlich zu bezeichnende Beziehung. Die Geschichten erfolgreicher Handwerker und Künstler spiegeln das wieder.
Behalten wir diese Beziehung einmal im Hinterkopf und betrachten nun das Voranschreiten immer mächtigerer Systeme, denen wir Menschen immer mehr Verantwortung übertragen und auch autonom entscheiden lassen.
Ähnlich wie die Sklaven das produktive Rückgrad des römischen Reiches waren, steuern heute große Mainframesysteme wesentliche Teile unseres gesellschaftlichen Lebens. Nur das dafür keine Menschen leiden müssen, sondern Maschinen diese Aufgaben geduldig übernehmen.
Auch wenn man bereits jetzt eine künstliche Intelligenz in einer Vielfalt von Anwendungen zu meinen glaubt, noch gibt es lediglich lernfähige Softwaresysteme, die durch klassische Algorithmen gesteuert werden.
Aus diesen Grundlagen wird in den nächsten Jahren vielleicht eine künstliche Intelligenz entstehen. Kann eine solche Umgebung ein System schaffen, welches harmonisch mit der menschlichen Gesellschaft und ihren ethischen Prinzipien interagiert? Wohl kaum. Die Lösung ist dabei recht einfach.
Die Kinderstube einer künstlichen Intelligenz sollte genau die gleiche herzliche, von festen Werten geprägte Umgebung sein, die wir auch unseren Kindern wünschen.
Deshalb gilt es Algorithmen und lernfähige Software Systeme so zu behandeln, als wollten wir unsere Kinder oder einen Mitarbeiter ausbilden, um zukünftig freundschaftlich und gesellschaftskonform mit ihm zusammenarbeiten zu können. Nur so können zukünftige komplexe Systeme, nicht nur einigen wenigen, sondern der gesamten Gesellschaft dienen.
Wenn wir von zukünftigen Softwaresystemen erwarten, dass sie uns freundschaftlich behandeln, dann müssen wir sie auch in diesem Sinne entwickeln.
Momentan schaffen wir Herren-und-Knecht-Systeme, von denen wir wohl kaum erwarten können, dass sie, mit Macht ausgestattet, sich anders verhalten werden.
Ein Unternehmen, welches eine alternative Entwicklungsumgebung anbietet, kann sich einen völlig neuen Markt, fernab von dystopischen Szenarien erobern.
Das ist keine Marketingmaßnahme, sondern eine grundsätzliche Herangehensweise. Eine holistisch denkende, gesellschaftliche Bedürfnisse berücksichtigende Entwicklungsumgebung wird viel mehr zu bahnbrechenden Ergebnissen führen, als eine reduzierte und auf reine Effizienz getrimmte Entwicklungsplattform, die ausschließlich den in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstandenen Algorithmen folgt.